Interview mit Karl Wögenstein

In Österreich leidet jeder Fünfte an chronischen Schmerzen – Tendenz stetig steigend. Spezialisierte Einrichtungen hingegen sind rar und können die vielen Patient*innen kaum bewältigen. An mehreren Seiten wird an einer Verbesserung der Schmerzversorgung gearbeitet. Was ist Grünenthals Beitrag?

Wir steuern ein breit gefächertes Portfolio an Therapieoptionen bei, die auf die speziellen Bedürfnisse der Patient*innen ausgerichtet sind und deren Leben spürbar verbessern. Mit Hochdruck forschen wir laufend an neuen Behandlungsmöglichkeiten. Weiters unterstützen wir mit CHANGE PAIN compact ein hochwertiges regelmäßiges Weiterbildungsangebot mit Fokus auf niedergelassene Ärzt*innen, um die Versorgung stärker in den extramuralen Bereich zu bringen. Durch eine starke Zusammenarbeit mit medizinischen Fachgesellschaften arbeiten wir gemeinsam mit den relevanten Stakeholdern daran, dafür zu sorgen, dass es für Patient*innen einfach wird, zu den richtigen Stellen zu gelangen, um eine optimale Therapie zu erhalten.

Das Thema Schmerz wird in Österreich eher stiefmütterlich behandelt. Warum denken Sie ist das so und was sollte Ihrer Meinung nach geändert werden?

Das hat viele Gründe. Schmerzempfinden ist zutiefst subjektiv und kann nicht gut gemessen werden. Für Außenstehende ist das Leid nie ganz nachvollziehbar. Gleichzeitig laufen Therapien oft nach dem Trial and Error-Prinzip. Was dem einen hilft, ist für den anderen keine zufriedenstellende Lösung. Das ist sowohl für Patient*innen als auch für Therapeut*innen oft frustrierend. Etwas Paradoxes ist für mich, dass Schmerz bei nahezu allen Erkrankungen eine Rolle spielt, jedoch immer als Nebensymptom im Hintergrund bleibt. Das heißt, dass zwar beinahe jeder Mensch und jeder Therapeut mit Schmerz zu tun hat, eine tiefere Auseinandersetzung damit aber gerne vermeidet. Schlussendlich sind Menschen mit chronischen Schmerzen, trotz ihrer großen Anzahl, für die Gesellschaft oft unsichtbar. Das liegt entweder daran, dass sie nicht mehr an der Gesellschaft teilhaben können, oder dass sie ihren Schmerz so gut es geht verbergen.

Wo sehen Sie in diesem Zusammenhang die großen Herausforderungen für Grünenthal und was tun Sie, um dafür gerüstet zu sein?

Eine Herausforderung ist sicherlich, dass die Wertschätzung für etablierte, aber essenzielle Medikamente oft nicht sehr hoch ist. Das spiegelt sich auch im Preis für zum Beispiel Antibiotika, aber auch für Schmerzmedikamente wider, die seit vielen Jahren verlässlich zur Verfügung standen. Das macht es immer schwerer dafür zu sorgen, dass unsere Ärzt*innen alle Optionen in Händen halten, die sie zur optimalen Therapie benötigen. Gleichzeitig ging das Angebot an Schmerzambulanzen in den letzten Jahren zurück, Schmerzmediziner*innen sind häufig überarbeitet und werden als Anästhesist*innen im OP benötigt. Auch der Pflegemangel spielt besonders bei den Pain Nurses eine Rolle. Nicht zuletzt ist es in der pharmakologischen Forschung vor allem im Schmerzbereich sehr herausfordernd Innovationen zu kreieren. Aufgrund von weichen, subjektiven Endpunkten und starken Placeboeffekten sind negative Outcomes bei Studien häufig und zahlreiche vielversprechende Substanzen in der Vergangenheit gescheitert. Nichtsdestotrotz arbeiten wir täglich an der Verwirklichung unserer Grünenthal-Vision einer „World free of Pain“ und investieren in die Schmerzforschung. Unsere präklinische und klinische Pipeline enthält spannende Moleküle, die hoffentlich zukünftig dazu beitragen, unserem Ziel einen Schritt näher zu kommen.

Was macht Grünenthal Österreich in Ihren Augen noch zu einem attraktiven Arbeitgeber?

Mit unserem klaren Fokus auf Schmerztherapie sind wir als Firma einzigartig. Schmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen massiv. Daran zu arbeiten, dieses Leid zu lindern, ist sehr erfüllend. Durch unsere Größe und Struktur kann jeder im Unternehmen direkt dazu beitragen und hat sofort starken Einfluss. Gleichzeitig haben wir sehr eine hohe Sichtbarkeit für Talente im Unternehmen. Unsere Größe erlaubt uns auch hohe Agilität, um neue Dinge auszuprobieren und rasch umzusetzen. All das macht uns aus meiner Sicht zu einem sehr attraktiven Arbeitgeber.

 

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