Schmerzarten
Von entscheidender Bedeutung für die Behandlung von Schmerzen ist die Schmerzdauer: Es wird zwischen akutem und chronischem Schmerz unterschieden.
Schmerz wird subjektiv unterschiedlich erlebt, und er kann auch vorhanden sein, obwohl keine körperliche Schädigung besteht. Schmerz empfinden wir erst, wenn er eine bestimmte Stärke überschreitet.
Dafür sind die so genannten Schmerzrezeptoren (Nozizeptoren) verantwortlich. Diese besonderen Sinneszellen sind „Schmerzfühler”, die darauf spezialisiert sind, Schmerzreize zu erkennen und an das zentrale Nervensystem weiterzuleiten.
Wie kommt es, dass einige Menschen bestimmte Schmerzen leichter ertragen, andere hingegen schon bei einer kleinen Verletzung zusammenzucken? Das liegt an unserer Schmerzschwelle. Jeder Mensch empfindet Schmerz unterschiedlich intensiv. Die Schmerzschwelle und auch das Schmerzgedächtnis beeinflussen unser Schmerzempfinden.
Unser Schmerzempfinden wird von vielen Faktoren beeinflusst. Oft kann die „Tagesform“ entscheidend sein. Die Schmerzweiterleitung in unserem Körper ist zwar immer dieselbe, aber die Schmerzschwelle kann sich verschieben. Die Schmerzschwelle reguliert unsere Schmerzempfindlichkeit. Sie wird durch so genannte Botenstoffe (Transmitter) beeinflusst. Das sind Stoffe, die freigesetzt werden, wenn wir uns verletzen oder krank werden. Wenn sich diese Stoffe ansammeln, nehmen wir auch die Schmerzen schneller und stärker wahr. Einige dieser Botenstoffe machen die Schmerzrezeptoren sensibler und aufnahmefähiger (z.B. die körpereigenen Hormone Bradykinin oder Serotonin).
Die Heftigkeit des Schmerzes kann durch Botenstoffe nicht nur gesteigert, sondern auch verringert werden. Ein gutes Beispiel dafür ist das Endorphin. Wird dieses Hormon ausgeschüttet, z.B. bei großer Freude, steigt auch die Schmerzschwelle. Wenn ein Fußballspieler ein Tor schießt und sich dabei verletzt, wird er den Schmerz als weniger belastend empfinden. Die Freude über das Tor, bzw. das Endorphin, setzt seine persönliche Schmerzschwelle hinauf.
Unsere Schmerzempfindlichkeit hängt nicht nur von rein körperlichen Vorgängen ab. Wer gut gelaunt und ohne Sorgen durchs Leben geht, verfügt über eine höhere Schmerzschwelle als jemand, der mit Stress, Sorgen, Angst oder Trauer zu kämpfen hat. Auch Alter, Tageszeit, Herkunft, Religion und Umfeld beeinflussen die Intensität, mit der wir Schmerz wahrnehmen.
Von entscheidender Bedeutung für die Behandlung von Schmerzen ist die Schmerzdauer: Es wird zwischen akutem und chronischem Schmerz unterschieden.
Unser Körper kann sich an erlittene Schmerzen erinnern. Diese Erinnerungen speichert er im Schmerzgedächtnis. Nervenzellen sind so lernfähig wie unser Gehirn: Sie können sich verändern und anpassen. Werden unsere Nervenzellen immer wieder mit Schmerz konfrontiert, werden sie dadurch sensibler. Dann kann schon eine relativ harmlose Berührung als schmerzhaft empfunden werden. Werden ständige Schmerzen nicht behandelt, können sie sich in unser Nervensystem regelrecht „einbrennen” und zu einer ständigen Qual werden – sie werden auf diesem Weg chronisch.
Wie empfindlich wir als Erwachsene auf Schmerzen reagieren, hängt von den Schmerzerfahrungen unserer frühen Kindheit ab. Schmerzen, die wir als Kinder erfahren haben, prägen unsere Schmerzwahrnehmung. Bereits im Mutterleib ist das Schmerzempfinden voll ausgebildet (ab der 23. Schwangerschaftswoche). In den ersten Lebenswochen sind Säuglinge übrigens besonders schmerzempfindlich, weil ihre körpereigene Schmerzabwehr noch nicht vollständig entwickelt ist.
Eine gute Schmerztherapie soll und kann das Leben wieder lebenswert machen. Die allgemein gültige Schmerztherapie schlechthin gibt es jedoch nicht.